Montag, 31. Oktober 2016

erschrocken?

Man würde annehmen, das deutsche und das französische Bildungssystem seien inhaltlich ähnlich & vergleichbar in den Punkten Aufbau und Organisation.
Doch nach nun circa 2 Monaten französischen Uni - Lebens muss man erschrocken feststellen, dass dem nicht so ist... Zumindest nicht ganz.
Die Gelassenheit - vielleicht sogar Chaotik - der Franzosen macht sich sofort bemerkbar.
Die Uni startet - wo bleibt der Stundenplan?
Da müssen schon erst einmal 3 geschlagene Wochen vergehen, bis alles steht!
Fast wehmütig erinnern wir uns an die festen Fristen in "Good Old Allemagne".
Da konnte man sich wenigstens sicher drauf verlassen.
Das französische Uni System erinnert an alte Schultage mit farblosem Frontalunterricht.
Immerhin lässt man uns hier in Frankreich in Ruhe.
Fleißig tippen wir also bloß jedes einzelne gesprochene Wort der deklarativen Dozenten mit.
Eigentlich ganz facile, hat man sich mal an die diversen Dialekte und saisonalen Sprach(an)gewohnheiten der Dozenten gewöhnt...
Es scheint, als wären die anfänglichen Organisationshürden nun überwunden und die Uni nehme ihren Lauf... Pustekuchen!
Auf Grund von massiven Budgetkürzungen der Unis von Seiten des französischen Staates ist es unserer Uni nicht möglich, diverse Dozenten für das komplette Semester zu entlohnen.
Das hat zur Folge, dass Veranstaltungen gekürzt oder zusammengefasst werden, und 2 kleinere Studiengänge sogar ganz geschlossen werden sollen!
Das wirft zahlreiche Fragen auf:
Was passiert mit den bereits eingeschriebenen Studenten?
Wie kann es sein, dass der französische Staat Vereinbarungen missachtet und weniger Budget zur Verfügung stellt, als zuvor festgelegt?
Wie kann es sein, dass ein führendes EU-Land wie Frankreich seinen Bildungssektor so leiden lässt? 
Und vor allem: was tut man dagegen?
Die Devise der Franzosen lautet seit jeher: DEMONSTRIEREN!
Doch hilft das?
Fällt dann nicht noch mehr mögliche Vorlesungszeit auf Grund von Demonstrationen weg?

Für uns Deutsche ist es schwierig, diese Art der Herangehensweise zu verstehen bzw. zu unterstützen und mit diesem Problem umzugehen.
Da wir uns für den integrierten Mainz - Dijon Studiengang entschieden haben, studieren wir die Hälfte der Zeit in Frankreich und profitieren enorm von all den Möglichkeiten, die sich daraus für uns ergeben. Wir fühlen uns in gewisser Weise also ebenso betroffen wie unsere französischen Kommilitonen.
Doch wir sind keine französischen Staatsbürger und haben folglich wenig Möglichkeiten, etwas zu unternehmen!
Vielleicht fühlen wir uns auch einfach deshalb sicher, weil wir wissen, dass so etwas in unserem leider auch nicht perfekten aber gewissenhaften deutschen Bildungssystem nicht vorkommen könnte, bzw. nicht solche Ausmaße annehmen würde!

Was uns bleibt ist - wie so oft - die Hoffnung!
Die Hoffnung, unser Studium abschließen zu können!
Und die Hoffnung auf Besserung des bröckelnden Bildungssystems in Frankreich!